Die Baronie Hohenfels
Niedergeschrieben
von
Rikar Malderan
Schreiber und erster Verwalter der Bibliotheken
seiner Fürstlichen Hoheit
Beleg Ar-Duloren
von Tir Tercal
Die Baronie Hohenfels ist ein dünn besiedeltes Gebiet im Südosten von Tir Tercal. Es leben dort lediglich ca. 400 Einwohner in kleinen Dörfern. Die größte Siedlung ist Brel am Fuße des Rismon, dem Höhenzug, der ungefähr die Hälfte von Hohenfels einnimmt. Die Bewohner von Hohenfels sind fast ausschließlich Bauern und Schafhirten. Dazu kommen einige wenige Handwerker in den Dörfern. Die Schafzucht ist der größte und eigentlich auch der einzige wirtschaftliche Faktor in Hohenfels.
Vor ungefähr 300 Jahren, also noch vor der Reichsgründung, war Hohenfels noch eins der reichsten Gebiete der dortigen Region. Reiche Funde von Edelmetallen in den Bergen sorgten für einen großen Wohlstand der Bevölkerung und Brel war ein bedeutendes Handelszentrum. Irgendwann aber versiegte diese Quelle. In den Minen wurden kaum noch Erze abgebaut, es gab viele Einstürze von Stollen und andere mysteriöse Vorkommnisse. Was die Ursache dafür war ist nicht mehr bekannt, aber viele zog es fort aus Hohenfels und übrig blieb im Laufe der Zeit ein von Schafzüchtern besiedeltes Land.
Trotzdem hatte Hohenfels seit der Reichsgründung immer den Status einer Baronie. Als solche war sie Teil der ehemaligen Grafschaft Drakenstein, die das Kernland des heutigen Fürstentum Tir Tercal bildet.
Die Barone von Hohenfels hatten nie viel Einfluß im Köngreich Kaotien und den Adelsversammlungen blieben sie meist fern. Die Bewohner von Hohenfels gelten als sehr dickköpfig bis starrsinnig und das galt auch immer für die Barone. Dennoch und trotzdem sie offenbar nicht über viele Mittel verfügten, erfüllten sie immer alle Verpflichtungen gegenüber dem Grafen und dem König. Die Armee der Barone bestand aus einer sehr kleinen aber schlagkräftigen Truppe, fast so etwas, wie eine Eliteeinheit. Die gesamte Einwohnerzahl belief sich in diesen Zeiten auf ungefähr 1000.
Eine drastische Änderung trat ein, als im Jahre 224 der Baron Colwick verstarb. Die Umstände seines Todes sind sehr undurchsichtig, klar ist, daß er nicht willens war König Kasimir (dem Thronräuber) den Treueeid zu leisten. Er ließ keine Gelegenheit aus, die Unrechtmäßigkeit von Kasimirs Thronbesteigung zu betonen, bis er eines Tages auf ungeklärte Art und Weise aus dem Leben schied. Sein Sohn und Nachfolger rief darauf zum offenen Widerstand gegen Kasimir auf, der allerdings in einer blutigen Schlacht niedergeschlagen wurde. Die Truppen des Barons wurden dabei völlig aufgerieben und eine Welle von Hinrichtungen folgte. Als erster wurde der Baron selbst enthauptet. Nach diesen Ereignissen war die Bevölkerung von Hohenfels auf die Hälfte dezimiert und als neuer Baron wurde Leron ter Morkeine eingesetzt, ein Vertrauter Kasimirs. Nun begann eine Zeit des Schreckens für das Volk von Hohenfels. Unter Morkeine?s Herrschaft geriet die Baronie völlig aus dem Blickfeld des restlichen Königreiches. Morkeine stützte sich auf eine kleine Hausstreitmacht, die ihn abschirmte und das Volk mit Gewalt unter Kontrolle hielt. Der Baron war nie sichtbar für das Volk, aber es gab viele unheimliche Gerüchte über sein Wirken. In den Jahren seiner Herrschaft verschwanden in den Dörfern viele Leute spurlos. Nur eines konnte man mit Sicherheit sagen: Irgendetwas stimmte nicht in Hohenfels.
Außerhalb der Baronie war davon nichts zu hören oder zu bemerken. Das Leben nahm seinen Lauf und auch in Hohenfels schien von außen betrachtet wieder Ruhe zu herschen und alles normal zu sein. So konnte Morkeine auch nach Kasimirs Sturz und der Thronbesteigung von Kreon weiter herrschen. Doch nun drangen mit der Zeit die ersten Gerüchte aus diesem Landstrich heraus. Jedoch zeigte der Graf von Drakenstein als direkter Lehensherr des Barons kein Verlangen Licht in die Angelegenheiten zu bringen. So waren es nur die roten Wölfe, die dort versuchten die Geheimnisse von Hohenfels zu lüften, aber auch sie kamen nie an Morkeine heran. Erst nach dem Untergang von Caer Kaotia gelang es einigen roten Wölfen zur Burg Hohenfels vorzudringen, aber von Morkeine gab es keine Spur. Die Festung war verwüstet und nur noch eine Ruine. Was aus Morkeine geworden ist, weiß niemand, nur daß er nicht in Caer Kaotia war. Auch wurde festgestellt, daß die Zerstörung von Burg Hohenfels schon lange vor dem Untergang von Caer Kaotia stattgefunden haben muß. Damit deckt sich auch die Erkenntnis, daß das spurlose Verschwinden von Menschen auch schon vor längerer Zeit aufhörte, auch wenn die Bauern immer noch in Furcht davor leben.
Bis heute konnten die Geheimnisse von Burg Hohenfels nicht gelüftet werden, aber zu deutlich noch erkennt man die Spuren von Morkeine?s Wirken. Erkenntnissen zufolge muß er sich mit den schwarzen Künsten beschäftigt haben. Alles weitere liegt im Dunkeln.
Nach der Gründung des Fürstentums Tir Tercal wurde Hohenfels zunächst von einem Vogt verwaltet. Tatsächlich scheint seitdem wieder Ordnung dort zu herrschen. Nun hat der Fürst für dieses Land eine Baronin ernannt, die Lady Thalliana aus Allerronn. Aber auch wenn es mit der Baronie Hohenfels wieder bergauf geht, gibt es noch so manches aufzuklären?