Kaotien

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Kaotien vor dem Untergang des Königshauses

Der folgende Text aus dem Jahr 238 n.Rg. betrachtet das Königreich Kaotien. Durch den Verlust der Hauptstadt im Jahr 241 n.Rg. und der darauf folgenden Teilung des Landes, stellt dieser Text lediglich eine Beschreibung vergangener Zeiten dar.

Anmerkung von
Rikaar Malderan
Schreiber und erster Verwalter der Bibliotheken
seiner Fürstlichen Hoheit
Beleg Ar-Duloren
von Tir Tercal


Das Königreich Kaotien

Eine hinlängliche Betrachtung von

Tezin ter'Balor
Scriptor des Ordo Temporalis

Heute, im Jahre 238 nach seiner Reichsgründung, ist dieses malerische Königreich, gelegen in den Herzen der Mittellande, zu wohl größter Bedeutung seit seiner Besiedlung vor circa 700 Jahren gelangt. Abgesehen von seiner noch immer geringen wirtschaftlichen Bedeutung im Gesamtzusammenschluß des Kontinents, ist die politische Einflußnahme innerhalb der letzten drei Jahre zu einer vorher nicht gekannten Blüte erwachsen. Doch bevor ich mich in speziellen Beschreibungen ergehe, sei vorweg die Basis für diese Betrachtung gelegt, indem ich im folgenden die Geschichte und das Werden bis zum heutigen Tage expliziere.

Wohl mag es sich zugetragen haben, daß vor genannten 700 Jahren Flüchtlingsscharen vor einem großen Übel die Ufer des Gash Radal (der größte Fluß des Landes) erreichten und sich dort niederließen. Einige Überlieferungen berichten, daß es sich hierbei um die Angehörigen vierer Zusammenschlüsse/Clans gehandelt hat, wovon wohl zwei zum heutigen Tage noch Namensgeber für die Herzogtümer Caer Riisvar und Caer Bator sind. Ein weiterer Zusammenschluß war der Clan von Caldrea, der vierte Name ist in den Annalen der Geschichte verloren gegangen (Anm.: Da so gut wie keine Aufzeichnungen über diesen Clan zu finden sind, sowohl in schriftlicher, wie auch in mündlicher Form, muß davon ausgegangen werden, daß besagter vierter Clan durch einen ungeklärten Vorfall von der Bildfläche verschwand. (Vielleicht mag es so sein, daß der Clan nur durch wenige Vertreter in dem neuen Siedlungsgebiet vertreten war und im Laufe der Jahre ausgestorben ist.)

Im Laufe der ersten Jahre wurde nun in diesem ersten Siedlungsgebiet am Gash Radal der Grundstein für die Hauptstadt des Königreiches, Caer Kaotia, gelegt; die sich im Laufe der Jahrhunderte beständig ausbreitete und heute Ausmaße annimmt, die einer mittelländischen Großstadt gerecht werden. Von hier aus schritt die Besiedlung des umgebenden Landes weiter voran und endete in Süden am aldarischen Hochgebirge, im Westen an den sumpfigen Gebieten Taerias und im Osten an anderweitig besiedelten Gebieten. In den laufenden Jahrzehnten gedieh dieses Land und erwuchs langsam zu dem Reich, welches wir heute kennen. Doch die Wege sind verschlungen und so versuche ich im Folgenden Struktur in die Wirrnisse der Geschichte zu bringen.

Betrachtet man die Siedlungsgeschichte des Reiches genauer, so wird man erkennen, daß selbige sich aus dreien zusammensetzt. Denn die Clans besiedelten jeder für sich das neue Land und so entstanden drei kleinere Länder in diesem Landstrich.

Nimmt man nun diese Tatsache und vermengt sie mit den alten Mißverständnissen und dem überliefertem Mißtrauen, kann man sich grundlegend erklären, wieso es zu zwölf dokumentierten Auseinandersetzungen zwischen diesen Gemeinschaften kam. Drei dieser Konflikte können nach heutigem Maßstab als Kriege bezeichnet werden.

Der letzte große Konflikt war der dritte Clankrieg, an dessen Ende die militärische und wirtschaftliche Macht der Clans gebrochen war. Keiner der Clans konnte in diesem Krieg die Vorherrschaft erringen. Ausgelöst durch eine durch Blut und Leid herbeigeführte Einsicht wurde am Verhandlungstisch die Gründung eines Rates beschlossen, welcher die Pflicht hatte, die Wiederholung eines solch niederschmetternden Ereignisses zu verhindern. So kann man nun das Jahr 54 vor Reichsgründung als Geburtsstunde des Hohen Rates beschreiben, und unter gewissem Vorbehalt erfüllt dieser Rat noch heute seine schlichtende Aufgabe im Reich. Ursprünglich wurde dieser Rat aus den Weisesten der Clans gebildet, um ihre Lebenserfahrung in das politische Geschehen einfließen zu lassen. Überflüssig zu sagen, daß die Zusammensetzung des Hohen Rates heute eine Zusammensetzung basierend auf politischem Einfluß ist, denn die Adligen des Landes haben wohl im Laufe der Jahre die Stellung und Bedeutsamkeit erkannt und versuchten fortan ihre Gefolgsleute in diesen Posten zu manövrieren. Die anfängliche, fast absolute Macht des Hohen Rates wurde im Jahre der Reichsgründung bzw. in der Folgezeit eingeschränkt. Auslöser hierfür war die Selbsternennung Seiner Majestät Kyrtain zum Lordkönig des Reiches, nachdem er im Vorfelde die orkischen Horden, die das Reich in seinen Grundfesten erschütterten, besiegte.

Nachdem die Horden über mehrere Jahre das Reich geißelten und fast in die Knie zwangen, gelang es eben diesem Kyrtain aus dem Clan Caldrea das Volk zu einen und die Orks vernichtend in den Hügeln des heutigen Orkenfall zu besiegen. Mit diesem Erfolg auf seiner Seite (und wohl der Unterstützung einiger, nicht wenigen Anführern von Kriegshaufen) gelang ihm der Aufstieg zum Lordkönig. Das Land war durch die Befreiung von den Orks in einem solchen Freudentaumel, daß die Veränderungen die der Lordkönig in kürzester Zeit durchführte ohne eine Frage hingenommen wurden. Er setzte seine Mannen in alle bedeutenden Positionen im Reich und führte oder vielmehr übernahm das hegemoniale Prinzip, welches in anderen Ländern vorherrschte. Bis zum heutigen Tag regiert die Linie Damies von Caldrea über das Königreich Kaotien, was mich, auch im Sinne des geneigten Lesers, zu der jüngsten Geschichte des Reiches bringt.

Im Jahre 223 nach Reichsgründung kam es zu einem Zwischenfall in der klaren Linie der Thronfolge. Seine Majestät Konrad II. wurde bei einer Reise überfallen und er und sein gesamter Hofstaat wurden gemordet. Bis vor drei Jahren glaubte man noch, eine große Räuberbande wäre für diese Tragödie verantwortlich gewesen, doch mit dem Auftauchen Seiner Majestät Kreon Damies von Kaotien wurde diese Geschichte umgeschrieben. Es hat sich wohl eher so zugetragen, daß Kasimir (Bruder Seiner Majestät Konrad und König des Reiches in den Jahren 223-234 n.RG) Vasallen dazu trieb, diesen Überfall durchzuführen, um sich seinen Platz auf dem Thron blutig zu erkaufen. Doch es hat sich begeben, daß nicht alle des Hofstaates diesem Attentat zum Opfer fielen. Beleg Ar-Duloren, Baron von Finsterwalde rettete den jungen Kronprinzen Kreon und brachte ihn in ein Kloster des Ordens von Gea, auch als Rote Wölfe bekannt. Offiziell galt er als tot und Kasimir übernahm, wie erwähnt, die Regentschaft. Im Jahre 235 n.RG tauchte Seine Majestät Kreon wieder auf und forderte sein Geburtsrecht ein. Für das Reich war es wohl eine glückliche Fügung, daß Kasimir einem Herzversagen erlag, denn unzweifelhaft hätte sich ein erneuter Bürgerkrieg angebahnt. So geschah es denn, daß am 15. Mirtul des Jahres 235 nach Reichsgründung Seine Majestät Kreon durch den Hohen Rat in seinem Amte bestätigt wurden und fortan als Lordkönig von Kaotien regiert.

Die politische Struktur des Reiches ist, wie bereits beschrieben, die einer Monarchie mit dem König als obersten Lehnsherren. Neben der Kronbaronie Caer Kaotia, gliedert sich das Reich in zwei Herzogtümer und zwei Freigrafschaften, welche für sich in Baronien und Rittergüter unterteilt sind. Ein weiteres Eingehen auf die Strukturen würde im Folgenden den Rahmen zu sehr dehnen, so daß ich hier auf die Reichskarte verweisen möchte. Da die Mittellande so verschieden in den Regierungsformen sind, möchte ich doch die Hierarchie innerhalb des Reiches kurz erwähnen; auch hier sind nur die bedeutenden Positionen gennannt, welche sich wie folgt, aufsteigend gliedern, unterstes Glied ist der Ritter, wobei hier noch in Ritter und fahrenden Ritter unterschieden wird, der fahrende Rittersmann hat gerade seinen Titel errungen und beweist sich noch seines Titels in Questen, waehrend der Ritter diese Zeit beziehungsweise diese Questen schon erfüllt hat. Nächster Rang ist der Baron, darauf der Graf, dann der Freigraf, folgend Ihro Hoheiten, die Herzöge. Ausgenommen von der vorangegangenen Reihenfolge sind Adlige, welche vor dem Ihnen gebührenden Titel die Titulatur "Reichs-" tragen. Sie sind direkt, auf königlichen Erlaß hin, Seiner Majestät unterstellt.

Neben der Institution des Königs und dem erwähnten Hohen Rat gibt es aber noch allerlei andere politische Faktoren, wie zum Beispiel den Lordjudikator, den Kreis des Königs, welcher den engsten Beraterstab Seiner Majestät darstellt, den Reichskongreß (die Adelsversammlung des Reiches) und die doch mannigfaltigen Kanzleien, welche das Leben bis ins kleinste Detail regeln oder es versuchen. Der Lordjudikator, auch Oberster Richter genannt, ist wie das Wort schon beschreibt, das Oberhaupt des kaozischen Gesetzes und wacht über die Einhaltung desselben. Hierzu unterstehen ihm nicht nur die Städte- und Landrichter, die unter dem jeweiligen Adligen Recht sprechen, er gebietet auch über die Regulatoren, welche eine doch höher zu nennende Instanz im Vergleich zu anderen Richtern sind. Sie sind am ehesten als reisende Richter zu beschreiben, wobei ihr Einsatzgebiet weit über das eines normalen Richters hinausreicht, zudem reisen sie meist nur mit einem direkten Auftrag des Lordjudikators. Bei diesen Aufträgen kann es sich um die Absetzung eines abtrünnigen Vogtes, Richters oder gar eines Adligen handeln, der seine Aufgaben im Sinne des Reiches nicht erfüllen kann oder dem Wohl und dem Ansehen des Reiches schadet. Wie geschrieben, obliegt es also den Regulatoren das Gesetz durchzusetzen und um dies zu gewährleisten, sind sie mit weitreichenden Privilegien ausgestattet. Reisen sie zum Beispiel in richterlichem Auftrag, so hat keinerlei Adel Zugriff auf die Mission des Regulators, sie sind sogar verpflichtet, ihn nach besten Kräften zu unterstützen. Bei Gerichtsverhandlungen besitzen sie ein fast absolutes Vetorecht, welches nur durch den König und den Lordjudikator eingeschränkt wird.

Die Ausbildung wird in den "Hallen des Rechtes" in der Hauptstadt durchgeführt und umfaßt, wie ich persönlich aus einem Gespräch mit einem Regulator entnehmen konnte, neben der Gesetzes- und Verfahrenslehre, auch die Folterwissenschaften, den Schwertkampf und je nach Veranlagung die theoretische und in seltenen Fällen die praktische Magie. Innerhalb von Adel und Volk scheinen die Regulatoren einen eher inquisitorischen Ruf zu haben, es gilt sie so gut wie möglich zu unterstützen und sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden, um nicht über Gebühr in das Blickfeld des Obersten Richters zu gelangen. Seit der Inthronisation Seiner Majestät Kreon sind die Regulatoren fast ständige Begleiter des Königs und dienen ihm neben dem ersten Banner der Schildwache (auf welches ich später noch näher eingehen werde) als Leibwächter und Beobachter im Feld oder auf diplomatischen Reisen. Zu erkennen sind diese
Vertreter des Gesetzes an ihrer durchweg reichs-roten Gewandung und beizeiten an ihrem Wappen, dem brennenden Schwert, welches die Waagschalen hält.

Im Übrigen ist es mir leider nicht möglich zu erklären, wieso es dazu kam, daß soviel Macht in die Hände des Gesetzes fiel, einigen bruchstückhaften Aufzeichnungen zufolge ist ein autonomer Gesetzgeber aber schon bei den ursprünglichen Clans existent gewesen. Davon aber abgesehen, scheint der derzeit amtierende Lordjudikator, Tessal ter'Jiian, ein Mann zu sein, der in seiner Amtszeit viel für diese Machtkonzentration bewegen konnte, einigen Gerüchten zufolge ist dieser Oberste Richter wohl auch das Oberhaupt des königlich-kaozischen Geheimdienstes, des Ordo Imperialis. Doch hierüber weitere Spekulationen anzustellen ist nicht an mir...

Die Gesetzgebung soll mich dann folgend auch auf das Thema der Religion beziehungsweise die Religionsausübung im Reiche bringen.

Ist das kaozische Gesetz schon an sich recht streng, legt es religiösen Orden Ketten an. Grund hierfür ist die proklamierte Religionsfreiheit, die zum Schutze des Volkes überaus ernst genommen wird. So muß ein Orden, der im Reiche ansässig werden möchte, sich einer umfassenden Untersuchung durch die zuständige "Kanzlei für Orden, Kulte und Glaubensfragen" unterziehen. Bei entsprechendem Bestehen dieser Prüfung wird dem Orden ein Ordensbrief ausgehändigt, welcher eine Gültigkeit von Jahr und Tag hat und hiernach der Erneuerung bedarf.

Einzig ausgenommen von dieser Regelung ist der Orden von Gea, welcher nebenbei erwähnt, am ehesten als Staatsreligion bezeichnet werden kann. Die Ordensgeschichte reicht in das Jahr 53 nach Reichsgründung zurück, welches in verschiedenen Schriften als das offizielle Gründungsjahr des Ordens beschrieben wird. Dieser Orden stellt aufgrund seines Glaubens an die Natur und an den Kreislauf, vor allem aber durch seine enge Bindung an Reich und Land besagte Ausnahme dar. Ein jegliches Mitglied dieses Ordens schwört neben seinem Glaubenseid, einen Eid auf den Schutz des Reiches. Dies dürfte an sich die nachhaltige Akzeptanz erklären, doch ist der Orden noch viel weitreichender in das Leben im Lande eingebunden. Viele kleinere Schulen wurden aus Ordensgeldern errichtet, um die Bildung des Volkes zu heben und auch sonst hilft der Orden der Bevölkerung bei vielen der einfachen Bedürfnisse. Weitere Orden sind ob ihrer mangelnden Größe oder ihres geringen Einflusses nicht erwähnenswert. Viele Orden versuchten sich zwar an der sturen Bürokratie des Landes und am sturen Geist der Einwohner, doch keiner konnte sich lang genug halten, um sich zu etablieren. (Einige wurden auch wohl, begleitet von königlicher Infanterie, vor die Grenzen Kaotiens eskortiert, da die Verbote zu aggressiver Glaubensbekehrung und Inquisition nicht eingehalten wurden.) Auch der sonst recht einflußreiche Thorgad-Orden mußte nach seiner Blüte in den Jahren 236 und 237 im Lande erhebliche Einbußen an Gläubigen hinnehmen, so daß heute nur noch einige vereinzelte Ordenshäuser zu finden sind. Einzig das Notstandsgebiet Tiamael, auf welches später noch näher eingegangen wird, zeigt, wohl auch aufgrund des schwierigen Lebens dort, eine Vielzahl von Religionsarten.

Den folgenden Abschnitt möchte ich kurz dazu nutzen, die Topographie beziehungsweise die Demographie des kaozischen Reiches darzustellen, um dem geneigten Leser eine weitere Grundlage für die Vorstellung vom Lande zu geben.

Nordwärts zeichnet sich das Land durch eine seichte Hügellandschaft aus, die südwärts gehend sich in die Darellische Ebene wandelt. Diese Ebene besticht durch einen großen Anteil bewaldeter Flächen, welche dem Land auch den stillen Beinamen des Waldkönigreiches einbrachten. Das Laubbaumvorkommen in der Darellischen Ebene wird im äußersten Westen durch eine satte Gräserlandschaft abgelöst und je weiter man sich dem Aldarischen Hochgebirge nähert, so stärker ist der Wechsel zu einer Population aus Nadelbäumen. Lebensnerv für die Fauna und Flora ist der Gash Radal, der im Hochgebirge entspringt, das Land von Süd nach Nord, direkt an der Hauptstadt vorbei, durchzieht und im Norden eine natürliche Grenze zum Herzogtum Allerronn bildet.

Mit der zunehmenden Handelstätigkeit des Reiches wurde ein vergleichsweise großes Straßennetz aufgebaut, welches die großen Städte des Landes verbindet und einen selbstverständlichen Knotenpunkt in Caer Kaotia findet. Die Wegungen gen Süden sind allerdings, zum anhaltenden Ärgernis der "Kanzlei für Handel und Wandel", stark den Jahreszeiten unterworfen. So sind die Pässe in das Königreich Beilstein, welches bekannterweise im Süden an das kaozische Reich grenzt, in den Wintermonaten so gut wie unpassierbar, so daß der Handel kostspielig umgeleitet werden muß.

Das Reich besitzt neben Caer Kaotia weitere sieben mehr oder minder große Städte. Wirtschaftlich bedeutend sind allerdings nur zwei, Brana Dages in der Baronie Baccalieu und Dun Taresh in der Baronie Xen Taresh. Brana Dages ist die Pforte zum Süden und ist neben der militärischen Bedeutsamkeit Hauptumschlagsort für den Handel in und aus dieser Richtung. Dun Taresh und auch die sich darum gebildete Baronie nimmt einen ganz besonderen Status ein, den ich kurz einfügen möchte.

Gelegen im südlichen Teil der Baronie Xen Taresh ist Dun Taresh eine alte Festungsstadt, die auf einem Ausläufer des aldarischen Hochgebirges in frühen Zeiten entstand und die nördliche Grenze eines kleinen Zwergenreiches, bedeutend in Handel und Macht, definierte. Die Gründe sind mir leider nicht bekannt, aber in der Siedlungsgeschichte der Flüchtlinge zerbrach dieses Reich und heute leben nur noch einige Sippen des Zwergenvolkes in diesem Gebiet und arbeiten zusammen mit den Menschen am Abbau und der Veredelung des im Gebirge zu findenden Erzes. Dun Taresh ist somit die bedeutendste kaozische Stadt, was den Erzhandel betrifft. Gleichzeitig zeigt Dun Taresh, auch die "Stadt des Stahls" genannt, das weiteste Vordringen der Menschen in das Gebirge. Dies wurde den Zwergen sogar vor einigen Dekaden vertraglich zugesichert und damit in Verbindung wurde das Vorland, also die Baronie Xen Taresh den Zwergen überantwortet. Somit hat die Baronie innerhalb des Landes einen Status, der stark von der üblichen Struktur abweicht, da Xen Taresh nur formal zum Reiche gehört.

Auch ist Xen Taresh nicht in das reguläre Militär eingebunden, natürlich werden Aushebungen unter der menschlichen Bevölkerung vollführt, allerdings ob der wirtschaftlichen Bedeutung fallen diese recht gering aus. Grund hierfür ist die recht enge Zusammenarbeit zwischen Menschen und Zwergen, die Dörfer und Siedlungen der Baronie sind stark in den Erzhandel eingebunden und das Militär verzichtet lieber auf die potentiellen Soldaten, als auf die von den Zwergen hergestellten Waffen.

Den Schutz der Baronie übernimmt eine wohl gut hundert Zwerge umfassende Einheit, die sich mit königlichen Eliteeinheiten messen und äußerst brutal werden kann, wenn es um den Erhalt ihres Eigentums geht. So geschehen vor 36 Jahren, als der damalige Graf von Kellach mit einigen hundert Mann versuchte seine erschöpfte Kasse aufzubessern. Die gräflichen Truppen wurden vernichtend geschlagen, der Graf bis zu seinem befestigten Landgut verfolgt und dort mitsamt seinem Haus geschliffen.

Bedauerlicherweise könne man sagen, stehen die Zwerge nicht dem königlichen Militär zur Verfügung, mit Ausnahme einiger, die den menschlichen Dilettantismus nicht ertragen konnten und sich als Belagerungsexperten bei den königlichen Sappeuren verdingen und ihnen den Beinamen "Felsbrecher" einbrachten.

Neben diesen Ausführungen zu der zwerg'schen Einflußnahme sei hier auch der Einfluß anderer Rassen auf das Leben der kaozischen Bevölkerung expliziert, bevor ich auf die Beschreibung der Städte des Reiches zurückkehre. Neben den Zwergen ist die Rasse der Elfen noch zu erwähnen, welche einen zwar schwindenden, nichts desto trotz gewichtigen Teil des Volkes bildet. Auch an den Elfen ging die Besiedlung des Landes nicht spurlos vorüber und so entwickelten sich mit den Jahrhunderten kleine und aber doch beständige Enklaven dieses Volkes, die in gegenseitigem Dulden mit den Menschen leben. Bekannt sind die Elfen aus Finsterwalde, die sich aus den Wäldern hinaus auch mit der Wirtschaft befassen und angesehene Lieferanten für Feinschmuck sind. Nebst diesen bekannten Elfen gibt es eine vergleichsweise Vielzahl an Elfenstämmen, deren Geschichte seit dem Orkenfall mit dem kaozischen Volk enger verbunden sind und deren Art und Weise beim Volke akzeptiert scheint. Einige Berichte erzählen aber auch von einem Elfenstamm, der noch fern ab der menschlichen Gesellschaft existiert, die Tjássin. Hierbei scheint es sich um einen der ursprünglicheren Elfenstämme zu handeln, die von uns Menschen auch Wildelfen genannt werden. Struktur und Zusammensetzung dieses Clan würde wahrscheinlich eine eigene Betrachtung füllen, so daß hier nur erwähnt sei, das Kontakte sehr selten und ebenso unverständlich sind.

Weitere Städte sind Brenneker in der Baronie Schwarzenfels, welche nur durch eine etwas fortschrittlichere Heilkunst-Schule und ansonsten durch eine größere Garnison hervorsticht; Cran Delos in der Baronie Jaasen am nördlichsten Punkt des Reiches, von dem aus hin und wieder Siedler ihr Glück im Norden suchen und die nicht mehr ist, als ein Sammelsurium an dichtgebauten Hütten, nebst einer kleinen und unbeliebten, weil unbedeutenden Garnison, wobei diese in den letzten Monaten, ausgelöst durch den Allerronn-Konflikt im Wachsen begriffen ist; Elgaad, Residenzstadt des Grafen und der Gräfin von Drakenstein, im Schnittpunkt der drei Baronien der Freigrafschaft und der bedeutenste Handelsort für Pferde im Reich; und nicht zuletzt Tar Auron in der Baronie Elthanin, welche einen Hauptversorgungspunkt für die in Tiamael stationierten Truppen darstellt. Zumal wird die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt nachhaltig durch die Nähe zur Hauptstadt beeinflußt und somit zwangsweise verhindert. Eine bescheidene Alchimie-Fakultät konnte sich aber doch durchsetzen, doch blieben bedeutsame Entwicklungen in dieser Wissenschaft bis jetzt aus.

Noch keine Stadt im Sinne der Kanzleien, doch auf dem besten Wege dorthin, sei hier auch Alesia in der Baronie Dalcour erwähnt, welches sich seit kurzem beständig entwickelt.

Da in meiner Beschreibung nun auch vermehrt die Baronie Tiamael erwähnt wurde, möchte ich eine Beschreibung der dortigen Probleme und Vorkommnisse nicht aussparen.

Wohl aufgrund von Überlagerungen von Astrallinien ist diese Baronie des Reiches seit langer Zeit von magischen Vorkommnissen geplagt (gefundene Aufzeichnungen weisen darauf hin, daß schon vor mehr als hundert Jahren Probleme in diesem Gebiet auftraten), die dazu führten, daß heute Tiamael fast gänzlich ein Sperrgebiet ist.

Die Tiamael-Gruppe des Thaumaturgischen Corps (eine Erläuterung zu dem Truppenteil des kaozischen Militärs wird später noch erbracht) forscht und bekämpft seit einigen Jahren dieses Phänomen, welches eine Reihe von niederhöllischen Kreaturen mit sich brachte, die wohl die Kernbereiche der Sperrzone zu ihrer neuen Domäne erkoren. Allerdings ist dies recht unklar, da es schon lange nicht mehr möglich ist in diesen Bereich vorzudringen und lebend wiederzukehren. Die Tiamael-Gruppe und das ihr unterstellte Militär, das mit einem Regiment um die Zone verteilt liegt, kämpfen hauptsächlich in den Randbezirken, da sich mit den Jahren, wie es scheint eine Pattsituation entwickelte und man konzentriert sich darauf, die Wälle, weltlich wie magisch, zu verstärken.

Die Bevölkerung Tiamaels besteht zum großen Teil aus dem dort stationierten Militär und die wenigen verbliebenen Dorfgemeinschaften sind darauf ausgelegt die Garnisonen zu versorgen, so daß sie eher als stationärer Troß zu betrachten sind. Wirtschaftlich vollkommen unbedeutend wird die Versorgung aus den umliegenden Städten bzw. Baronien bezogen. Die Gründung der Stadt Tar Avron in der Baronie Elthanin ist, wie erwähnt, auf die Lage in Tiamael zurückzuführen.

Einzig bedeutende Siedlung ist die Niederlassung der Tiamael-Gruppe, wo sich aus den anfänglichen Holzbaracken nach und nach ein befestigtes Dorf entwickelte. Hier im Süden der Sperrzone befindet sich das Herz der Verteidigung und zudem die Hauptforschungseinrichtungen in denen die Magier die vorherrschende Unordnung in Fauna und Flora untersuchen. Verbreiteten Gerüchten zufolge scheint diese Unordnung auch auf Menschen übergreifen zu können, doch genaueres entzieht sich meinen Kenntnissen, da die Isolation der Baronie, ausgenommen dem Wenigen, von dem ich hier berichten kann, umfassend ist.

Um den Gedanken beim militärischen zu belassen, werde ich folgend die Truppen des kaozischen Reiches explizieren, um auch diesen Anteil am Reichsverständnis zu ermöglichen.

Das kaozische Militär besteht hochgerechnet aus 4000 Mann unter Waffen, wobei dies eine grob kumulierte Zahl ist und nur ungenügend Auskunft über die tatsächliche Stärke der Armee gibt. Halbwegs genau sind die Zahlen der einzelnen Truppenteile, welche sich in etwa wie folgt gliedern:

* 350 Mann Schildwache, schwere Infanterie, deren erstes Banner traditionell die berittene Leibgarde des Königs bildet.
* 800 Mann Gardefalken, leichte Infanterie, die von Seiner Majestät unterhalten werden.
* ca. 950 Mann Silberfalken, leichte Infanterie, welche von den Vasallen des Königs gestellt werden müssen.
* 200 Mann der Höllensturm-Kavallerie, schwere Reiterei
* 450 Mann der Sturmwind-Kavallerie, leichte Reiterei, bei der sich zwei Schwadronen von berittenen Bogenschützen in der Erprobung befinden.
* 400 Mann der Eisenherzen, kgl. Bogenschützen
* 100 Gefechtsmagier des Thaumaturgischen Corps, wobei hier ca. 30 Magier einen Status als erfahrene Zauberer inne haben und die Restlichen sich aus Adepten zusammensetzen.
* 150 Sappeure, Belagerungsexperten, deren Meister größtenteils aus Zwergen bestehen.

Wie erwähnt verfügt das Militär über weitere Truppen in der Region Tiamael, diese sind allerdings fest gebunden und sind somit nicht dem regulären Militär zuzuordnen. Zudem verfügt das Militär über einen geringen Teil an Akademiekadern der Kriegskunstschule Greifenhorst und der kgl. Magierakademie Drachenhort, wobei diese Kontingente nur in einfachen Praxisseminaren eingesetzt werden.

Die Struktur des Militär gliedert sich folgendermaßen auf:

Die kleinste Einheit wird als Rotte bezeichnet und besteht aus 5 Mann, darüber steht die Lanze, bestehend aus 10 Mann. Nächstgrößere Einheit ist der Haufen bei den regulären Truppen, das Halbbanner bei Eliteeinheiten, welches aus 25 Mann besteht. Ein Verband bestehend aus 50 Mann wird bei der leichten Infanterie Kompanie genannt, bei der Elite Banner und bei der Reiterei Schwadron. Der nächstgrößere Truppenteil wird mit 250 Mann durchweg Bataillon genannt und die bislang größtmögliche Zusammenfassung von Verbänden, mit 500 Mann, ist das Regiment.

Bei der Betrachtung der Armee ist ein besonderes Augenmerk den Gefechtsfeldmagiern vorbehalten, welche in der modernen Kriegsführung einen oft unterschätzten, aber doch bedeutenden Einfluß haben. Hierbei möchte ich im folgenden auf die kgl. Magier eingehen, die über die Zeit ihren Weg in die fast regulären Truppenteile vollzogen haben.

Das Corps ist, wie angedeutet, die magische Seite des kaozischen Militärs. Die Magier stammen meist aus der Bevölkerung, wo sie in frühen Jahren von "Rekrutierungsmagiern" entdeckt und zur Ausbildung in das Corps aufgenommen werden. Die Familien empfinden es in den meisten Fällen als Ehre, wenn ihr Kind in das Corps eintritt, werden doch auch Ablösungen gezahlt oder Steuerminderungen arrangiert. (Bei Jungen fallen diese in der Regel höher aus.) Die Ausbildung findet an der königlichen Magierakademie "Drachenhort" statt und dauert je nach Talent zwischen 15 und 20 Jahre. Nach der Ausbildung werden die Magier auf Reisen geschickt (allerdings erst nach dem Eintritt in den 7. Kreis der Ordnung), um ihr theoretisches Wissen in der praktischen Welt zu testen und zu verbessern. Nach der Reisezeit werden die Adepten in den Militärdienst in eines der zwei Kriegsmagierbanner seiner Majestät überstellt. Diese gliedern sich ähnlich wie das gewöhnliche Militär (ein Banner besteht aus 5 Coven, ein Coven aus zwei Zirkeln), doch kommt diese Einteilung nur in den seltensten Fällen zum Tragen, da die Magier sonst den regulären Truppen zugeteilt sind und somit direkt ein z.B. Infanteriebanner unterstützen.

Wichtig ist die Einteilung bei etwaiger Ritualmagie oder gemeinsamer Feindbekämpfung, wo sich die Magier in ihren Zirkeln oder Coven einfinden, ein Bannerkonvent oder gar ein Groszkonvent fand allerdings noch nie statt.

Die Corpsgewänder variieren in Form und Farbgebung, ein Tribut an die wohl angeborene Exzentrik eines Magiers. Gängig ist ein Blau/Dunkelblau bis hin zum Schwarz. Allen gleich ist aber das Corps-Abzeichen, welches entweder auf der Robe oder einer Schärpe getragen wird. Traditionell scheint es so zu sein, daß ein jeder Gefechtsmagier ein Schwert trägt, ob er es nun führen kann oder nicht.

Eine Einteilung der königlichen Magier wird durch die sogenannten "Kreise der Ordnung" vorgenommen. Diese Einteilung ist rein magietheoretisch und beschreibt die Macht eines Magiers bzw. den Umfang seines möglichen Eingreifens in die Gefüge der Welt.

Aufgestellt wurde diese Einteilung durch einen Gefechtsmagier der Drachenhort-Akademie, um ursprünglich fremde Magier und ihre potentielle Gefahr zu klassifizieren. In der Folgezeit verbreitete sich diese Betitelung dann unter den königlichen Magiern, so daß heute alle Magier mit diesem Statustitel versehen sind.

Um nah dem Ende wieder auf friedlichere Themen zu kommen, soll im Weiteren der Handel und die Steuerpolitik des kaozischen Reiches beschrieben sein.

Haupthandelsgüter des Reiches sind vor allem die in Dun Tareh geförderten Erze, welche ebenfalls in weiterverarbeiteter Form gehandelt werden. Die Formen reichen von einfachen Gebrauchsgegenständen bis hin zu Waffen; wer auf Waffen aus zwerg'scher Hand hofft, dem sei enttaeuschender Weise gesagt, daß diese Waffen für die Elitetruppen Seiner Majestät requiriert werden. Nebst der Standardbewaffnung wird ebenfalls auch allerlei Rüstzeug für die leichte Infanterie dargeboten.

Neben diesen martialischen Geboten, wird auch der besagte elfische Feinschmuck aus Finsterwalde, teilweise verziert mit etraklinschen Edelsteinen feilgeboten. Ein weiteres Gut ist das nicht wenig vorkommende Holz, das wiederum in weiterverarbeiteter Form Einfluß auf den Handel nimmt; ein besonderer Augenmerk muß hier auf die exklusiven Gespanne gerichtet werden, die sich zunehmender Beliebtheit bei den Adelsfamilien erfreuen, ebenso wie die exquisite Zucht von Jagdfalken. Neben diesen exklusiven Handelsgütern, ist der Handel mit dem Rind zwar nebensächlich, doch genauso spezialisiert, da neben dem Vieh auch Pergament, Seife und Kerzen geboten werden und aus dem Erzabbau mindere doch wertvolle Güter, wie zum Beispiel Marmor, Schiefer und Basalt abfallen.

Die Steuerpolitik des kaozischen Reiches ähnelt in weiten Teilen der Politik anderer Reiche, d.h. der Zehnt ist als Grundsteuer angesetzt.

Mit dieser wirtschaftlichen Erläuterung möchte ich dann auch diese Betrachtung schließen, in der Hoffnung, daß mein Beitrag ein wenig mehr in das Reich Kaotien einblicken ließ.


Ergebenst dienlich unserer Zeit
Tezin ter'Balor